Saatkrähen auf dem Schulcampus im Fokus

Krähen machen Lärm und Dreck am Campus der Innenstadtschulen. Die Stadt setzt auf ein verträgliches Nebeneinander von Mensch und Tier. Und nutzt dafür unter anderem künstliche Intelligenz.

Die Saatkrähe steht unter Naturschutz. (Foto: Adobe Stock/Bärbel Trende)

Seit mehreren Jahren bevölkern Saatkrähen die Platanen rund um den Schulcampus in der Ludwigsburger Innenstadt zwischen Solitudestraße und Alleenstraße. Im Jahr 2022 wurden in den Bäumen 126 Brutpaare gezählt. Saatkrähen zählen zu den besonders geschützten Vogelarten. Doch sie verursachen auch Lärm und Dreck auf Gehwegen, Autos und Fahrrädern. Das stört die Anwohner*innen, die Schüler- und Lehrerschaft und die Eltern. Jetzt hat die Stadt Ludwigsburg verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Population zu senken.

Als die Krähen über den Winter ausgeflogen waren, wurden mit Erlaubnis der Naturschutzbehörde 68 leere Nester aus den Baumkronen entfernt. Dies geschah im Zuge der notwendigen jährlichen Pflegeschnitte der Platanen zur Verkehrssicherheit. Diese beiden Maßnahmen konnten den Bestand jedoch bisher nicht reduzieren. Seit Anfang Februar testet die Stadt nun ein neues System, um die Krähen zu vertreiben.

Einsatz von künstlichen Warnrufen

Das System besteht aus einem Sensor und zwei Lautsprechern und befindet sich am Geländer des Turms des Friedrich-Schiller-Gymnasiums in der Alleenstraße. Der Sensor nimmt die Bewegungen und Geräusche der Umgebung wahr. Mittels künstlicher Intelligenz (KI) werden die Lautäußerungen der Krähen erkannt, in Warnrufe umgewandelt und von den Lautsprechern wiedergegeben. Dabei passt sich die KI der jeweiligen Situation an. Sie lernt, wie die Krähen in bestimmten Situationen reagieren und richtet ihre Warnrufe danach aus. So sollen die Vögel verscheucht werden.

Lautsprecher am Turm des Schiller-Gymnasiums geben künstliche Warnrufe ab. (Foto: Stadt Ludwigsburg)

Eine App begleitet das System und misst die Aktivität der Krähen. So wird geprüft, ob die Maßnahmen wirksam sind. Während der Brutzeit, die im März beginnt, müssen die Lautsprecher abgeschaltet werden, um die Vögel nicht zu stören.

Mensch und Tier im Einklang

„Ziel ist es, dass die Beeinträchtigungen durch die Tiere so gering wie möglich gehalten werden“, betont Bürgermeister Sebastian Mannl. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt die Stadt Ludwigsburg außerdem auf noch mehr Sauberkeit. „Wir werden die Häufigkeit der Reinigungen weiter erhöhen", betont er. „Aktuell werden die Wege täglich mit Kehrmaschinen gereinigt. Einmal pro Woche erfolgt die Nassreinigung der Wege.“

Ein Gesundheitsrisiko stellen die Krähen und ihr Kot nicht dar. Das hat das Gesundheitsamt bestätigt. Solange die üblichen Hygienemaßnahmen – wie regelmäßiges Händewaschen – eingehalten werden, ist die Krähen-Population unbedenklich.

Zudem erfüllen Saatkrähen wichtige ökologische Funktionen. Sie sorgen durch den Verzehr von Aas, Mäusen und Weichtieren dafür, dass sich Krankheiten nicht ausbreiten. Zudem bekämpfen sie Schädlinge auf natürliche Weise. Bürgermeister Sebastian Mannl macht deutlich: „Wir hoffen, dass die ergriffenen Maßnahmen der Stadt Ludwigsburg den Krähenbestand an der Schule verkleinern können. Doch die Unannehmlichkeiten werden sich nicht vollständig vermeiden lassen. Ziel ist es, sie auf ein erträgliches Maß zu reduzieren.“ (Lena Lehmann)

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