Werkstattbericht Innovationsnetzwerktreffen
Fokusthema: Klima und Energie
Im Bild v.l.n.r.: Steffen Märkle, Dr. Anna-Lena Klingler, Jacob Beautemps, Andrea Schwarz, Christian Schneider, Detlef Weimann, Steffen Weeber, Jolanta Gatzanis. Alle Fotos der Veranstaltung von Benjamin Stollenberg
Hier informieren wir Sie über das Innovationsnetzwerktreffen vom 25. Januar 2023 zum Thema Klimawandel und Energiewende, über die Erkenntnisse daraus und welche Maßnahmen für eine nachhaltige Stadt, für den Klimawandel und die Energiewende an den Marktplätzen diskutiert wurden. Ein herzliches Dankeschön geht an unsere Baubürgermeisterin Frau Andrea Schwarz, die alle Gäste willkommen hieß. Auch unserem Oberbürgermeister Herrn Dr. Matthias Knecht danken wir, der mit seiner Abschlußrede die Veranstaltung beendete. Seiner Aufforderung den Zusammenhalt zu wahren und uns mit unserem gemeinsamen Tun, die Klimaneutralität bis 2035 der Stadt Ludwigsburg zu erreichen, schließen wir uns an.Ebenfalls danken wir allen Teilnehmenden für ihre inspirierenden Beiträge! Bitte lassen Sie uns wissen, ob Sie für weiterführende Gespräche und Ideen Kontaktdaten von Teilnehmenden benötigen. Dann vernetzen wir Sie gerne. Und bitte lesen Sie bis zum Schluss, denn da gibt es den Hinweis für unser nächstes Treffen. Vielen Dank für Ihr Interesse und herzliche Grüße,
Ihre Jolanta Gatzanis
Es braucht Innovationen für mehr Nachhaltigkeit
Jolanta Gatzanis, Gesamtkoordinatorin des Innovationsnetzwerks Ludwigsburg begrüßte zum 1. Innovationsnetzwerktreffen 2023 knapp 70 Gäste in den Präsentationsräumen des Film- und Medienzentrums Ludwigsburg. Sie hob die Bedeutung des Austausches im Innovationsnetzwerk mit Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Stadtverwaltung in Zeiten vieler herausfordernden Aufgaben, hervor. Gerade auch deshalb, weil wir am Thema Nachhaltigkeit durch Innovationen nicht mehr vorbeikommen, was man in der Corona-Zeit gut beobachten konnte. Weiterhin ist sie überzeugt, dass innovative Projekte und Geschäftsmodelle nur dann umgesetzt werden können, wenn Entscheider*innen aus unterschiedlichen Bereichen mutig genug sind, ihr Know-how einzubringen, ihre Ideen mit anderen Akteuren auszutauschen und gemeinsam zu entwickeln. Um dem gemeinsamen Austausch von Entscheider*innen in Ludwigsburg eine Plattform zu bieten, gibt es das Innovationsnetzwerktreffen. Für 2023 sind vier geplant – jeweils mit einem relevanten Schwerpunktthema. Am 25.1.2023 stand das Thema „Klima & Energie“ im Fokus, das aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet und diskutiert wurde:
- Aus Sicht der Unternehmen (Marktplatz 1)
- Aus Sicht des Versorgers und der Stadtverwaltung (Marktplatz 2)
- Aus Sicht der Wissenschaft (Marktplatz 3)
Energiewende greifbar erklärt!
Seit 2018 betreibt Jacob Beautemps einen eigenen YouTube-Kanal mit dem Titel „Breaking Lab“. Hier macht er Themen der Zukunft oder aktuelle Ereignisse mit einer wissenschaftlichen Herangehensweise greifbar und erklärt sie. Mit über 550.000 Followern und knapp 78.000.000 Aufrufen gehört er zu den jungen Stars in der Wissenschaft. Zudem ist er seit 2018 regelmäßig als Science -Buddy im Tigerentenclub zu sehen, bei Shows auf RTL (u.a. 5 gegen Jauch). Im August 2022 erschien seine Dokureihe „Science for Future“ (SWR/ARD/3sat), für die er für den Grimme-Preis 2023 nominiert wurde!
Der Titel seiner Keynote lautete: „Wie man die Energiewende so kommuniziert, dass Leute zuhören!“ Wir stehen vor großen Veränderungen im Bereich der Energie. Neben neuen Technologien ist Aufklärung und Akzeptanz ein wichtiger Baustein, um die Menschen bei der Veränderung abzuholen und einen Wandel zu bewirken. In seinem Vortrag ging es darum, wie man die Menschen für das oft komplizierte und unemotionale Thema “Energiewende” begeistert. Beautemps hat 6 Regeln vorgestellt, mit denen man es schafft, dass Watt-Zahlen greifbar werden und wir uns unter CO2 nicht nur etwas vorstellen, sondern es auch einordnen können. Sein Vortrag hat uns inspiriert. Es gab eine rege Nachfrage zu ihm und seinen Vorträgen. Wer mehr über Jacob Beautemps erfahren möchte, findet auf seiner Website Informationen.
Verantwortungsvoll und ressourcenschonend
Energiemanagement, Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Ressourcen: wichtige Schlagwörter, die ein Unternehmen täglich begleiten, ob im privaten Umfeld , bei der Arbeit oder in der Politik. Doch wie stellt sich dieses Thema „Klima & Energie“ aus der Sicht eines Unternehmens dar? Welche Maßnahmen haben Unternehmen bereits ergriffen? Und wo stoßen sie an ihre Grenzen? Wie können Gebäude, Produkte, Dienstleistungen, Prozesse etc. in Bezug auf Energiemanagement, Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Ressourcen optimiert oder erneuert werden?
Als Diskussionspartner und Gastredner stellte Detlef Weimann, persönlich haftender Gesellschafter und Geschäftsführer der Goetze KG Armaturen, beim ersten diesjährigen Innovationsnetzwerktreffen der Stadt Ludwigsburg Konzepte, Maßnahmen und Ideen der Goetze KG vor. Das sind die Ergebnisse:
- Einsatz von Solarthermie seit 2009 im Firmengebäude in der Robert Mayer Straße
- Neubau Waldäcker III mit Photovoltaik und Dachbegrünung
- Ressourcenschonung: Trinkwasserarmaturen – Blei ist in vielen Armaturenwerkstoffen gängig. Und bleihaltiger Rotguss wurde in der Vergangenheit überwiegend bei der Trinkwasserinstallation eingesetzt. Gerade bei Trinkwasserarmaturen entwickelte Goetze ein neuen bleifreien Rotguss (RG+). Dafür wurde im Gefüge eine Bleisubstitution durch Schwefel entwickelt. Das neue Rotguss Material wurde dafür ausgiebig durch Labor- und mehrjährige Feldversuche getestet. Seit 2018 ist nun die Legierung genormt und Bestandteil der Positivliste der trinkwasserhygienisch geeigneten metallenen Werkstoffe des Umweltbundesamtes. Der bleifreie Rotguss RG+ ist in allen Wasserqualitäten gemäß der Trinkwasserverordnung und nach allen trinkwasserbezogenen Normen in Europa uneingeschränkt einsetzbar. Er besitzt hervorragende hygienische Eigenschaften und erfüllt mit einem maximalen Bleigehalt von 0,10 % die Vorgaben nationaler und der US-Gesetzgebung, sowie der REACH-Verordnung und wird sicher auch zukünftige Werkstoffanforderungen gerecht werden. Goetze setzt für die Anwendungen im Trinkwasserbereich ausschließlich auf bleifreien Rotguss (RG+), das besonders für wasserführende Systeme der Armaturen- und Sanitärtechnik geeignet ist. Es gibt keine Schadstoffe in das Trinkwasser ab und schützt damit den Anwender und schont die Umwelt. Des Weiteren kommen ausschließlich hochwertige Kunststoffe zum Einsatz, die ihre Verwendung hauptsächlich in der Medizintechnik finden.
Klimaneutralität bis 2035 - utopisch oder realistisch?
Das für Deutschland verbleibende „Budget“ zum Ausstoß von Treibhausgasen ist durch die geringen Fortschritte der vergangenen Jahre nur noch sehr knapp. Auf Ludwigsburg heruntergebrochen umfasst es bei einem „Weiter wie bisher“ nur noch wenige Jahre.
Aufgrund dessen hat der Gemeinderat Ludwigsburg im Herbst 2022 die neue Zielsetzung beschlossen: Ein klimaneutrales Ludwigsburg bis 2035. Damit orientiert sich die Stadt Ludwigsburg am 1,5 °C-Ziel des Pariser Klimaabkommens und der Netto-Treibhausgasneutralität.
Dieses Ziel soll keine Utopie sein, aber sie wird nur mit gemeinsamer Kraftanstrengung von allen zu erreichen sein. Ein erfolgreicher Klimaschutz schützt vor unkontrollierbar schnellen Veränderungen, schafft Energieunabhängigkeit und Investitionssicherheit. Gleichzeitig stecken zahlreiche Chancen im Klimaschutz, sei es beim Schutz der Biodiversität, der Weiterentwicklung als Wirtschaftsstandort oder der öffentlichen Gesundheit.Über die nötigen Schritte zur Klimaneutralität informierten Steffen Weeber und Steffen Märkle vom Team Klima und Energie der Stadtverwaltung am Marktplatz 2 "aus Sicht der Stadt".
Die nötigen Schritte sind im Klimaneutralitätskonzept festgehalten. Das Konzept zeigt auf, wie die Stadt Ludwigsburg die Klimaneutralität bis zum Jahr 2035 erreicht. Anregungen der Teilnehmenden kamen zu den Themen CO2-Kompensation, Monitoring, Datenarchitektur, Kommunikation (Bürgerschaft mitnehmen), Finanzierungsmodelle.Antworten darauf finden Interessierte auch im Klimaschutzkonzept der Stadt.
Klimaneutrale Quartiere müssen technisch erprobt werden
Die Stadt Ludwigsburg hat sich vorgenommen bis 2035 klimaneutral zu werden. Von der Stadtentwicklung konnte man erfahren, dass es noch große Potenziale bei den PV-Anlagen gibt. Aber das alleine wird nicht ausreichen.
Aktuell befinden wir uns in einer Zeit die vom Umbruch geprägt ist. Die Wärmeversorgung wird sich im Laufe der nächsten Jahre stark verändern. Fossile Energieträger müssen langfristig ausgetauscht werden. Hierfür wird Wasserstoff eine noch nicht klar definierte Rolle einnehmen. Die Teilnehmer*innen am Marktplatz "aus der Sicht des Versorgers" haben gut kombiniert, in dem sie zurecht hinterfragten, welche Auswirkungen das auf die anderen Netze wie Strom und Wärme haben wird. Auch die SWLB hat sich dieser Frage gestellt. Aus diesem Grund werden sich die Stadtwerke Ludwigsburg als Konzern zukünftig auch strategisch in einer bereichsübergreifenden Netzplanung mit diesem Thema befassen. Dies ist ein Prozessanstoß, welcher die SWLB über viele Jahre in Form ihrer Zielnetzplanung begleiten wird. Die Stadtwerke Ludwigsburg stehen somit gemeinsam mit der Stadt vor großen Herausforderungen, welche nur in Zusammenarbeit mit den Bürger*innen und der regionalen Wirtschaft zu bewältigen ist.
Max Maier ist gemeinsam mit der SWLB als großer Visionär vorangeschritten. Denn auch neue Visionen in Form von klimaneutralen Quartieren müssen zunächst technisch erprobt werden. Zudem rückt auch das Bedürfnis der Versorgungssicherheit immer mehr in den Fokus der Kunden. Versorgungssicher bedeutet jedoch, dass die SWLB die heutigen, aber auch die zukünftigen Techniken und Anlagen beherrschen können.
Gemeinsam konnten Max Maier und die SWLB dank der Kooperation im CO2-neutralen Hybrid Loop neue Lösungen erproben und beweisen, dass es machbar ist! Es ist somit nicht nur eine Frage der Kosten - denn diese können sich langfristig in CO2-neutralen Quartieren amortisieren – die Kunden möchten zukünftig ja auch CO2-neutral und versorgungssicher sein!
Die Entwicklungen werden zeigen, dass sich sowohl die Stadt Ludwigsburg als auch Versorger SWLB in Bewegung setzen.
Was kann die Wissenschaft zum Klimawandel beitragen?
Als anwendungsorientierte Forschungsorganisation zielt Fraunhofer auf hochinnovative und lösungsorientierte Forschung – zum Wohl der Gesellschaft und zur Stärkung der deutschen und europäischen Wirtschaft. Was kann die Wissenschaft konkret zur Erreichung der Klimaneutralität in Ludwigsburg beitragen? Die Ergebnisse in Kurzform:
- erneuerbarer Strom, grüner Wasserstoff und grüne E-Fuels werden die wichtigsten Energieträger.
- Die erneuerbaren Energien müssen bis 2030 massiv ausgebaut werden.
Mit den Teilnehmenden am Marktplatz 3 "aus der Sicht der Wissenschaft" diskutierte Dr. Klingler darüber, wie das Fraunhofer Kommunen und Unternehmen unterstützen kann, wenn es um Ressourcenschonung, Klimaneutralität und den Einsatz erneuerbarer Energie geht.
Gemeinsam fanden die diskutierenden Teilnehmenden heraus, dass sie Unterstützung bei der Entwicklung innovativer Konzepte benötigen, gerade im Bereich der Mobilität und Energie (datengetriebener Energieeffizienz). Auch der Wissenstransfer, wie zum Beispiel beim Innovationsnetzwerktreffen der Stadt Ludwigsburg, ist wichtig, um innovative Ideen weiterzuentwickeln. Gut zu wissen ist auch, welche Techniken sich zukünftig durchsetzen werden. Hilfreich kann das Fraunhofer IAO auch bei der Findung von Investitionsmodellen sein, damit man die Gesamtkosten besser im Blick hat.
Insgesamt ist eine intensivere Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Forschungsinstituten, Startups und Unternehmen wichtig und gewünscht, darüber waren sich alle einig. Aber wie entstehen erfolgreiche Kooperationen? Konkret wurde es in der Diskussion mit den Teilnehmenden am Beispiel des Ludwigsburger NaturVision-Festivals. Eine Anregung war, das Festival als Plattform für Beteiligungsformate zu nutzen und zentrale Ansprechpersonen "aufzuschlauen". Hier will das Fraunhofer IAO unterstützend tätig werden. Über die zukünftige Zusammenarbeit zwischen NaturVision-Festival und Fraunhofer IAO wollen wir in diesem Format dann gerne berichten.
Neues Startup
Geschäftsführer Ronny Kirschner stellte seine neu gegründete "new move energy GmbH" beim Innonetzwerktreffen vor. Zusammen mit seinem Partner Florian Klein entwickelt und vertreibt er Produkte im Bereich Energiemanagement und PV Anlagen. Das neue Startup ist im Landkreis Ludwigsburg ansässig. Kirschner ist auch Geschäftsführer der KIRRON GmbH & Co KG und der KIRRON Light Components GmbH & Co KG in Korntal.