1. Preis

MANN LANDSCHAFTSARCHITEKTUR

Lageplan von MANN LANDSCHAFTSARCHITEKTUR

Bewertung des Preisgerichts

Die Arbeit überzeugt durch ein einfaches Grundgerüst aus drei unterschiedlichen Stadträumen. Der Schillerplatz wird als offener Stadtplatz interpretiert, auf dem Bus- und Radverkehr ebenso Platz finden wie städtische Aufenthalts- und Treffpunkte. Zeughaus- Platz und Arsenal-Garten werden als ruhigere Grünzone gartenartig interpretiert und mit einem Wegenetz ausgestattet, das die umliegenden Räume und auch die Seestraße gut anbindet. Mitunter wird das Gartenthema allerdings überstrapaziert, so südlich des Arsenalgebäudes, wo die dichte Bepflanzung Durchblicke und Durchgänge zum Schillerplatz verhindert. Die Trilogie des Stadtraums wird durch ein großes Baumfeld abgeschlossen – eine Neuinterpretation des barocken Boskettes, so die Verfasserin. Durch diese Grundordnung gelingt es, die Sicht- und Wegebeziehungen vom Bahnhof zur Innenstadt zu unterstützen, gleichzeitig aber auch qualitätsvolle und wiedererkennbare Aufenthaltsräume zu schaffen.

Die Jury würdigt insbesondere das große Baumfeld, das den vorhandenen Baumbestand weitgehend aufnehmen und zudem deutlich erweitern kann. Dieser „grüne Salon“, so die Bezeichnung der Verfasserin, bereichert die Palette der Ludwigsburger Plätze um einen neuen, so noch nicht erlebbaren grünen Farbton. Die aufgereihten Blauglockenbäume nehmen das historische Motiv des Exerzierens auf, interpretieren dies aber spielerisch: durch Lücken im Baumdach entstehen hellere und schattigere Bereiche und insgesamt eine einladende, freundliche Atmosphäre, die eine Vielzahl von unterschiedlichen Nutzungen befördern werden. Der Kiesbelag stellt sicher höhere Ansprüche an die Pflege, lässt andererseits aber auch das Regenwasser versickern und stellt zusammen mit dem Grünvolumen der Bäume einen interessanten und mittlerweile auch notwendigen Beitrag zur Klimaanpassung unserer Städte dar.

Der grüne Salon löst sich durch ein umlaufendes – vielleicht stellenweise zu breites - Pflasterband deutlich vom umgebenden Stadtraum an und setzt damit vor allem das Arsenal-Gebäude wirksam in Szene. Durch einen Rücksprung zur Wilhelmstraße entsteht fast beiläufig ein multifunktionaler Platz auf dem auch die Trophäen und Statuen sehr gut zur Geltung kommen. Leider fehlt in diesem Bereich das Angebot eines Wasserspiels; auch wünscht sich die Jury einen insgesamt größeren Multifunktionsplatz und dessen Fassung durch ein neues Gebäude an der Wilhelmstraße, mit dem auch der Übergang in den Arsenalgarten akzentuierter ausgebildet werden könnte. Auch der Denkmalschutz kommt zur Einschätzung, dass es der Arbeit 1012 im Besonderen gelingt, die Geschichte des einstigen Militärplatz sowohl aufzunehmen als auch sinnstiftend zu transformieren.

Die Qualität des Schillerplatzes fällt hinter der des Arsenal-Platzes zurück. Der urbanere, offenere Charakter wird zwar grundsätzlich begrüßt, die Raumbildung durch Baumstellungen und Objekte, insbesondere die längeren Bänke, überzeugt aber nicht. Die von der Verfasserin vorgesehene Phasenbildung erscheint ebenso gut umsetzbar wie die Vorschläge zur Mobilitätsgestaltung, Verkehrsführung und Barrierefreiheit. Stellplätze für mobilitätseingeschränkte Personen werden allerdings nicht gesondert ausgewiesen.

Insgesamt stellt die Arbeit einen überaus interessanten und eigenständigen Beitrag zur Lösung der Entwurfsaufgabe dar, da nicht nur Stadtraum und Funktionen angemessen berücksichtigt werden, sondern mit dem Narrativ „vom Exerzierplatz zum klimaaktiven Stadtplatz“ auch ein grundsätzlicher Beitrag zur generellen Stadtentwicklung Ludwigsburgs geleistet wird.

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