Zensus liefert der Stadt bislang unbekannte Informationen
Volksbefragung bringt neue Erkenntnisse zu Bildungsabschluss und zur Wohnsituation
Die Ergebnisse des Zensus aus dem Jahr 2022 liegen nun vor. Bereits berichtet hat die Stadtverwaltung über die amtliche Bevölkerungszahl. Mit 91.810 liegt diese zum Zensus-Stichtag am 15. Mai 2022 um 1,8 Prozent oder 1.699 Menschen unter der bisherigen amtlichen Marke. Mit dieser geringen Abweichung liegt Ludwigsburg knapp über dem Landesdurchschnitt der Städte und Gemeinden (minus 1,5 Prozent). Im Landkreis Ludwigsburg insgesamt betrug die Abweichung minus 3,6 Prozent.
Bundesweit und auch in Ludwigsburg ist insbesondere eine überproportional große Veränderung bei der ausländischen Bevölkerung Ursache für diese Differenz. Dies ist durch nicht erfasste Wegzüge ins Ausland zu erklären, bei denen im Gegensatz zu Umzügen innerhalb Deutschlands keine automatische Abmeldung erfolgt. Somit befanden sich diese Personen zum Stichtag nicht mehr in Deutschland, waren aber noch im Melderegister geführt.
Seit dem Zensus-Ergebnis vom 15. Mai 2022 ist die Bevölkerungszahl bis zum Jahresende 2023 aber bereits wieder um 1.319 Personen angestiegen. Dieser Trend hält laut dem Einwohner-Melderegister der Stadt Ludwigsburg unvermindert an. Ursache sind die Wohnbau-Entwicklungen in Grünbühl, Schauinsland, dem Jägerhofquartier und der Lauffenstraße sowie die Zuwanderung in den vergangenen Jahren vor allem aus der Ukraine. Die neue amtliche Einwohnerzahl liegt daher bei 93.129 Menschen.
„Nur wenn wir wissen, wie viele Menschen in der Stadt wohnen, können wir auch für Kindertageseinrichtungen, Schulen, Sportanlagen, Kläranlagen, Bauplätze und vieles andere mehr in der richtigen Größe sorgen“, erklärt Oberbürgermeister Dr. Matthias Knecht. Es werde nun eine grundlegende Analyse der Zensusdaten für die Stadt Ludwigsburg erfolgen.
Neben der Bevölkerungszahl liefert der Zensus 2022 Informationen zur Bevölkerungs- und Sozialstruktur sowie Gebäude- und Wohnungsdaten. Somit stehen der Stadt Zahlen zu Lebensverhältnissen und zur Wohnsituation zur Verfügung, die ihr bislang nicht vorlagen. Es ist nun bekannt, dass 42 Prozent aller Menschen über 15 Jahre in Ludwigsburg die Fachhochschulreife oder das Abitur haben, 24 Prozent die Mittlere Reife oder einen vergleichbaren Abschluss, 21 Prozent einen Haupt- oder Volksschulabschluss. Die übrigen besuchen noch die Schule oder hatten keinen allgemeinbildenden Abschluss erlangt.
Erstmals Zahlen zur Alters- und Haushaltsstruktur
Auch Angaben zum Berufsabschluss sind jetzt verfügbar. 40 Prozent der Ludwigsburger Bevölkerung über 15 Jahre absolvierte eine Lehre oder beendete eine Ausbildung an einer Fachschule. 27 Prozent machten einen Abschluss an einer Hochschule, fast ein Drittel (32 Prozent) hatte keinen beruflichen Abschluss oder befand sich zu diesem Zeitpunkt noch in Ausbildung oder im Studium.
Darüber hinaus liegen der Stadt jetzt Zahlen zur Alters- und Haushaltsstruktur vor, sie verfügt nun über Kenntnisse des Familienstands, der Staatsangehörigkeit und Religionszugehörigkeit, der Haushaltsgröße sowie der Familienverhältnisse.
Kaum Veränderungen bei der Anzahl der Gebäude und Wohnungen
Auch über die Wohnsituation gibt der Zensus 2022 Aufschluss. Die Mitglieder der 44.282 Haushalte lebten am häufigsten (30 Prozent) in Wohnungen mit vier Zimmern (einschließlich Küche) und mit einer Wohnfläche von 60 bis 79 Quadratmetern (29 Prozent). Die Wohnungsgröße stieg mit der Anzahl der Personen im Haushalt. Aber auch Einpersonenhaushalte wohnten zu 31 Prozent in Drei-Zimmer-Wohnungen und hatten mit im Schnitt 68,7 Quadratmetern die größte Wohnfläche je Person zur Verfügung. Dafür zahlten Singlehaushalte mit 545 Euro aber auch die höchste Nettokaltmiete pro Kopf. Für große Haushalte mit sechs und mehr Personen betrug diese dagegen nur 128 Euro je Person. Allerdings für eine entsprechend geringe Wohnfläche von 16,2 Quadratmetern pro Kopf.
Ein wichtiger Baustein des Zensus war auch die Gebäude- und Wohnungszählung, welche Einblicke in die Wohnverhältnisse in Ludwigsburg liefert. Zum Zensusstichtag gab es in Ludwigsburg 46.835 Wohnungen (inklusive Ein- und Zweifamilienhäuser). 55 Prozent davon waren zu Wohnzwecken vermietet, 41 Prozent von Eigentümer*innen bewohnt. Bei den Wohnungen in Wohngebäuden betrug die Eigentümerquote 44 Prozent. 85 Prozent davon gehörten Einzelpersonen oder Eigentümergemeinschaften.
Bei den vermieteten Wohnungen betrug die Nettokaltmiete am häufigsten (27 Prozent) acht bis zehn Euro je Quadratmeter. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter in Wohngebäuden lag bei 9,40 Euro. Das kommt den im Mietspiegel 2021 festgestellten 9,24 Euro sehr nahe.
Umfassende Erkenntnisse zu leerstehenden Wohnungen
Die Wohnungen wurden überwiegend mit Gas oder Heizöl beheizt (78 Prozent). Fernwärme bezogen 15 Prozent der Wohnungen. Andere erneuerbare Energieträger wie Solarthermie, Wärmepumpe, Holzpellets wurden in drei Prozent der Wohnungen verwendet.
1.926 Wohnungen stehen leer. Das sind 3,7 Prozent. Für 47 Prozent gilt das seit über zwölf Monaten, für fast ein Drittel (32 Prozent) seit drei bis zwölf Monaten und für mehr als ein Fünftel (21 Prozent) seit weniger als drei Monaten. Innerhalb von weniger als drei Monaten verfügbar waren 37 Prozent der leerstehenden Wohnungen. 28 Prozent befanden sich in Baumaßnahmen, bei 16 Prozent war ein Verkauf geplant oder eine künftige Selbstnutzung. 7 Prozent standen wegen eines geplanten Abrisses leer.
Diese und weitere Zahlen sind unter www.ludwigsburg.de/statistik zu finden.
Informationen zum Zensus
„Ich danke allen für die Zensus-Stichprobe Ausgewählten noch einmal sehr herzlich für ihre Mitwirkung“, so Ludwigsburgs Erste Bürgermeisterin Renate Schmetz. „Ihre Teilnahme ist besonders wichtig, denn aufgrund der Zahlen und Daten zur Einwohnerschaft bekommen wir als Stadt entsprechende Finanzmittel zugewiesen.“
Der Zensus ist die bundesweite Zählung der Bevölkerung sowie der Gebäude und Wohnungen in Deutschland. Alle zehn Jahre wird auf diesem Weg überprüft, ob die fortgeschriebenen Einwohnerzahlen jeder Stadt in Deutschland noch richtig sind. Befragt werden in einer Stichprobe rund 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung. In den Städten Ludwigsburg, Bietigheim-Bissingen, Kornwestheim und Remseck am Neckar waren es insgesamt 22.286 Menschen in über 2.220 Haushalten und 123 Gemeinschaftsunterkünften wie zum Beispiel Alten- und Pflegeheimen. Die Zensus-Erhebungsstelle für die vier Städte war bei der Stadt Ludwigsburg angesiedelt.
165 Erhebungsbeauftragte wurden dafür von der Erhebungsstelle geschult und auf ihre verantwortungsvolle Aufgabe vorbereitet. Von Mai bis August 2022 führten sie kurze Interviews an der Haustür und fragten unter anderem nach dem Geburtsdatum, Staatsangehörigkeit und Familienstand. Ein Teil der Befragten bekam persönliche Zugangsdaten für einen Online-Fragebogen, der weitere Fragen zu Bildung und Beruf enthielt. Die ermittelten Haushalte sind durch das Zensus-Gesetz zur Mitarbeit an der Volksbefragung verpflichtet. Die erhobenen Daten werden strikt anonym gehalten.