Wärmeplanung für Ludwigsburg
Bis zum Jahr 2035 will die Stadt klimaneutral heizen – das kann nur mit einer groß angelegten „Kommunalen Wärmeplanung“ gelingen. Verwaltung und Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim GmbH (SWLB) informieren über den aktuellen Stand der Wärmeversorgung. Die Pläne werden am Dienstagabend, 19. Dezember 2023, im Gemeinderat behandelt. Heizen und Warmwasser sind in Ludwigsburg für 40 Prozent der Treibhausgase verantwortlich. Um klimaneutral zu werden, muss die Wärmeversorgung deshalb weg von Öl und Gas, hin zu Wärme aus Quellen wie Sonne, Luft, Erde, Wasser und Abwasser. Als Grundlage für diese Wende ist eine kommunale Wärmeplanung mittlerweile Pflicht für Städte und Landkreise.
„Wir wollen, dass alle für die Zukunft planen können“, erklärt Oberbürgermeister Dr. Matthias Knecht. Von der Wärmeplanung der Kommune wird nämlich zu einem Großteil abhängen, wie die Menschen in Ludwigsburg später heizen. „Deshalb informieren wir darüber ausführlich und beteiligen die Bürgerschaft.“ Ludwigsburgs Baubürgermeisterin Andrea Schwarz beschreibt den Plan: „Unser Ziel sind 78 Prozent klimaneutrale Fernwärme für Ludwigsburg – das ist eine echte Herkules-Aufgabe und eine echte Chance. Ich bin davon überzeugt, dass die Wärmeproduktion vor Ort ein Standortvorteil sein kann. Ludwigsburg wäre damit in weiten Teilen unabhängig von Preissteigerungen durch CO2-Bepreisung oder geringer Verfügbarkeit von fossilen Brennstoffen.“
Auf dem Weg zur klimaneutralen Wärmeversorgung
Schon im Sommer 2021 hat Ludwigsburg mit der weiträumigen Wärmeplanung begonnen und den Bestand an Gebäuden mit ihrem aktuellen Bedarf an Wärmeenergie erfasst, insgesamt 14.500 Wohngebäude. Gleichzeitig hat die beauftragte Stuttgarter „EGS plan – Ingenieurgesellschaft für Energie‐, Gebäude‐ und Solartechnik“ untersucht, welche erneuerbaren Energieträger jeweils vor Ort in den Stadtgebieten nutzbar sind.
Ausgehend von den Untersuchungen wurde ein Szenario zur Umsetzung entwickelt: Durch das Sanieren und Modernisieren von Industrie- wie Wohngebäuden und höhere Energieeffizienz soll der gesamte Bedarf an Wärmeenergie im Jahr 2035 um 40 Prozent niedriger liegen. Danach haben die Fachleute zusammengetragen, in welchen Gebieten der Stadt eher eine zentrale Versorgung über Fernwärme oder eine dezentrale Versorgung mit Wärmepumpen sinnvoll ist. Konkretisiert werden diese Ergebnisse im kommenden Jahr mit der Ausarbeitung der Maßnahmen.
Maßnahmen für die Wärmewende
Grundlage für die erfolgreiche Wärmewende ist das Senken des Energieverbrauchs durch Sanieren und Modernisieren von Wohn- und Industriegebäuden. Hier unterstützt die städtische Kampagne „Wir Energiewender“ seit mehreren Jahren. Auch mit dem „Ludwigsburger KlimaBonus“ der Stadt werden Sanierung und Umstieg auf erneuerbare Energien finanziell gefördert.
Gleichzeitig muss sich die Verwaltung Flächen für die neue Energie-Infrastruktur sichern – für die Gewinnung von Wärme aus der Umwelt, für die Leitungen und die Zwischenspeicher. Gemeinsam mit den SWLB will die Stadt in einer großen Anstrengung effiziente Wärmenetze mit Bundesfördermitteln auf- und weiter ausbauen. Schlussendlich soll der Anteil an Fernwärme von derzeit 15 Prozent auf bis zu 78 Prozent steigen.
Nächster Schritt: lokale Detailplanungen
Die Wärmeplanung ist lediglich der erste Schritt und bildet den zukünftigen strategischen Rahmen. Danach folgt eine detailliertere Umsetzungsplanung durch die SWLB. In den kommenden 12 bis 15 Monaten werden die Stadtwerke gemeinsam mit der Stadtverwaltung die Transformationspläne hin zur klimaneutralen Wärmeversorgung erstellen. Das bedeutet, dass in den bereits bestehenden vier Ludwigsburger Wärmenetzen jeweils ein Transformationsplan, der auch den Ausbau der Netze berücksichtigt, erarbeitet wird. Des Weiteren ist die Erstellung einer Machbarkeitsstudie für den Aufbau eines Wärmenetzes in Poppenweiler vorgesehen.
Erst wenn diese Transformationspläne vorliegen, können genaue Aussagen darüber getroffen werden, ob eine Immobilie künftig an das Wärmenetz angeschlossen werden kann oder ob es eine dezentrale Heizung braucht.
Die Bitte der Stadtwerke ist, dass sich zum Start der Transformationsplanung lediglich diejenigen melden, deren Heizung den Geist aufzugeben droht – beziehungsweise denen Schornsteinfeger oder Handwerker einen Hinweis zum Heizungstausch gegeben haben. Für diese Fälle hat die SWLB eine Verfügbarkeitsabfrage eingerichtet, wer trotz allem dringend Informationen benötigt, kann ebenfalls diese Abfrage nutzen – online auf der Homepage der Stadtwerke unter www.swlb.de/verfuegbarkeit.
Chance und Herausforderung
Ludwigsburgs Oberbürgermeister Knecht betont: „In den Projekten stecken große Chancen, zum Beispiel werden wir künftig auch die Wasserwärme vom Neckar nutzen, um Wohnungen damit zu heizen. Gleichzeitig ist allen Beteiligten bewusst: Die nötigen Investitionen für die Wärmewende sind immens – Europäische Union, Bundes- und Landesregierung müssen die Kommunen durch entsprechende Förderung finanziell in die Lage versetzen, diese zu stemmen. Wir müssen ehrlich sein. Der Weg wird länger und steiniger werden als wir es uns wünschen.“
Baubürgermeisterin Andrea Schwarz bringt es auf den Punkt: „Wenn die Wärmewende jetzt nicht angepackt wird, riskieren wir als Gesellschaft mittelfristig deutliche Mehrkosten. Wir möchten die Energieversorgung für die Zukunft sichern – und den Menschen eine klimaneutrale und langfristig kostengünstige Alternative im Vergleich zu fossilen Brennstoffen ermöglichen.“
Beschluss im Gemeinderat
Der Ludwigsburger Gemeinderat befasst sich nun mit der Umsetzung der Maßnahmen aus der Kommunalen Wärmeplanung und gibt damit den Startschuss für die nächsten Schritte von Stadtverwaltung und SWLB: „Die kommunale Wärmeplanung ist eine strategische Planung der Stadt. Daraus leiten wir über die zu erarbeitenden Transformationspläne konkrete Maßnahmen für unsere Tätigkeitsfelder inklusive Stromversorgung und Verkehr ab“, sagt Johannes Rager, Geschäftsführer der SWLB, und ergänzt: „Unser bestehendes Fernwärmenetz werden wir weiter ausbauen. Das ist mit komplexen Herausforderungen verbunden – zum Beispiel der Finanzierung. Allein für Ludwigsburg rechnen wir mit 600 Millionen Euro Investitionskosten. Ebenso in unserem Fokus: der Fachkräftemangel, die Knappheit an Ressourcen wie Tiefbaufirmen sowie die verkehrlichen Belastungen. Wir müssen, um klimaneutral Wärme zu versorgen, das gesamte Wärmenetz vervierfachen. Da ist es wichtig, dass wir alle – Gesellschafter, Bürgerinnen und Bürger, Kundinnen und Kunden – das gemeinsame Ziel der Dekarbonisierung bis 2035 vor Augen haben.“
Infoveranstaltung im Januar 2024
Seit September sind die Ergebnisse und Pläne der Kommunalen Wärmeplanung auf der städtischen Beteiligungsplattform www.meinlb.de für alle einsehbar. Drei Wochen lang konnten die Pläne über die Plattform kommentiert werden: Dabei gab es vor allem Fragen zur Aufteilung in zentral und dezentral beheizte Gebiete und zur Zeitplanung.
Um Fragen aus der Bevölkerung zu beantworten und über geplante Maßnahmen in den kommenden Jahren zu informieren, findet am Dienstag, 16. Januar 2024 um 17.30 Uhr für alle Interessierten eine offene Info-Veranstaltung in der Musikhalle Ludwigsburg statt. Stadtverwaltung, Stadtwerke und weitere Akteure der Ludwigsburger Energiewende geben Einblicke und antworten auf Fragen. Anschließend gibt es Gelegenheit zum direkten Austausch an Thementischen sowie die Möglichkeit, sich Informationen rund um das eigene Gebäude einzuholen.
Eine Zusammenstellung der wichtigsten Fragen und Antworten finden sich auf der Homepage www.ludwigsburg.de/waermeplanung.