Trilaterale Zusammenarbeit mit Montbéliard und Kongoussi

Ludwigsburg und Montbéliard, die ersten beiden deutsch-französischen Partnerstädte in Europa, engagieren sich in der Entwicklungszusammenarbeit in Afrika. Seit 2006 gibt es die trilaterale Kooperation zwischen Ludwigsburg, seiner französischen Partnerstadt Montbéliard und der Stadt Kongoussi in Burkina Faso. Gemeinsam entwickeln die drei Städte Projekte zur Verbesserung der Lebensbedingungen in und um Kongoussi.

Initiatoren

Jacques Hélias, Montbéliard, Dr. Ottfried Ulshöfer und Werner Spec, Ludwigsburg
Foto: Stadt Ludwigsburg

Die beiden Bürgermeister Jacques Hélias, Montbéliard, (rechts im Bild) und Werner Spec, Ludwigsburg, (links), stellten die Weichen für die Umsetzung humanitärer Projekte in Kongoussi. Altbürgermeister Dr. Otfried Ulshöfer (Mitte) konnte als ehrenamtlicher Mentor für die Spendenaktion gewonnen werden. Er gründete 2008 den Förderkreis Burkina Faso.

Saliou Gueye und Horst Köhler
Foto: Stadt Ludwigsburg

Anlässlich eines Besuches in Ludwigsburg 2006 gab Bundespräsident Horst Köhler damals den Anstoss, Afrika im Kampf gegen Hunger und Armut zu unterstützen. Saliou Gueye, der damalige Koordinator für kommunale Entwicklungspolitik und ehemalige Integrationsbeauftragte der Stadt Ludwigsburg, führte seit 2008 jährlich einen Afrikatag durch, dessen Erlös der Projektarbeit in Kongoussi zugute kam.

Das Land Burkina Faso

Landkarte Afrikas mit rot eingezeichneter Lage von Burkina Faso

Burkina Faso liegt in Westafrika, unterhalb des Nigerbogens. Der Norden des Landes hat Anteil an der trockenen, wüstenähnlichen Sahelzone, in der nur wenig Viehzucht betrieben werden kann.

Foto: Moukaïla Compaoré 

In Burkina Faso leben über 20 Millionen Menschen, davon 2.5 Million in der Hauptstadt Ouagadougou. Burkina Faso ist ein sehr junges Land: Der Durchschnittsalter beträgt rund 16,6 Jahre. In Kongoussi und den dazugehörigen 57 Dörfern der umliegenden Provinz Bam leben über 70.000 Menschen. Zudem hat in den letzten Jahren die prekäre Sicherheitslage dazu geführt, dass fast genauso viele Binnengeflüchteten Zuflucht in Kongoussi gefunden haben.

Unterstützung im Bereich Bildung (SDG 4)

Es gibt zu wenig Schulen, die Schulklassen sind überfüllt. Nur etwa 77% der Kinder werden regulär eingeschult, zudem besuchen vielen die Schule nur wenige Jahre. Bei den 15- bis 24-jährigen können 57 von 100 jungen Männern und 44 von 100 jungen Frauen lesen und schreiben. In der gesamten Provinz Bam gab es bisher keine Berufsschule. Ludwigsburg setzt sich daher für bessere Bildungschancen in Kongoussi ein.

Besserer Zugang zu sauberem Wasser (SDG 6)

In vielen Dörfern rund um Kongoussi ist die Versorgung mit Trinkwasser nicht gesichert. Verschmutzte Brunnen und weite Wege sind an der Tagesordnung. Zudem mangelt es an Wasser für den Ackerbau und das Vieh. Montbéliard konzentrierte sich daher auf landwirtschaftliche Projekte und eine bessere Wasserversorgung, Ludwigsburg auf die Bereitstellung von sauberem Trinkwasser, eine Verbesserung der Hygiene und die Verbesserung der landwirtschaftlichen Erträge.

Projekte der Stadt und des Förderkreises Burkina Faso

Ausbau der Grundschule von Bango

Kinder des Stadtteils Bango in Kongoussi
Foto: Moukaïla Compaoré 

Das erste Projekt war der Ausbau der Grundschule von Bango, einem Stadtteil von Kongoussi. Dort mussten sich früher 550 Schülerinnen und Schüler fünf Klassenräume teilen. Dank der großen Spendenbereitschaft vieler Ludwigsburger Schulen, Firmen, Vereine und Einzelpersonen konnte die Schule inzwischen erweitert werden.

Mit einem Aufwand von insgesamt 45.000 Euro wurden drei neue Klassenräume hinzugefügt, die Schule erhielt außerdem ein doppeltes Dach, um das Gebäude auf natürliche Weise zu kühlen.

Errichtung einer Bewässerungsanlage

Foto: Konrad Seigfried

Seit 2008 stattete unsere Partnerstadt Montbéliard eine landwirtschaftliche Nutzfläche von vier Hektar mit Bewässerungsanlagen und Pumpen aus. Zusätzlich wurden landwirtschaftliche Geräte angeschafft, um einen ganzjährigen Gemüseanbau zu ermöglichen. Die 30 Familien, die dieses Gebiet bearbeiten,wurden geschult und in ein Alphabetisierungsprogramm mit aufgenommen.

Montbéliard hatte danach ein zweites Wasserprojekt auf einer weiteren Parzelle von vier Hektar realisiert. Es wurde am 8. Januar 2013 feierlich eingeweiht und den 86 Frauen übergeben worden, die es künftig bearbeiten werden. Die Frauen werden ebefalls im Anbau geschult, sie erhalten Unterstützung beim Verkauf des angebauten Gemüses und einen Alphabetisierungkurs.

Bau einer beruflichen Schule in Kongoussi

Foto: Moukaïla Compaoré 

Im August 2011 konnte mit Fördergeldern des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mit dem Bau eines beruflichen Schulzentrums in Kongoussi begonnen werden. Dieses Projekt wurde vom Förderkreis Burkina Faso e.V. realisiert. Die offizielle Einweihung des Berufschulzentrums fand am 7. Januar 2013 statt.

Das berufliche Zentrum besteht aus einem Verwaltungsgebäude mit Theorieraum, einem Werkstattkomplex und einer sanitären Anlage. Hier haben die ersten 20 Lehrlinge, darunter drei Mädchen ihre Ausbildung zu Pumpen- und Zweiradmechanikern begonnen. Die Ausbildung ist auf drei Jahre angelegt, insgesamt können 60 Lehrlinge in dem Zentrum unterrichtet werden. Zwischenzeitlich wurde die Berufsschule um den Ausbildungszweig für Schneider/innen erweitert. Die Berufsschule wird von der Partnerorganisation Association Zood Nooma betrieben.

Weiterentwicklung der Berufsschule

Foto: Konrad Seigfried

Die Ausstattung der Berufsschule mit geeignetem Material für die Werkstätten, aber auch mit Lehrmaterial in französischer Sprache gehört zu den Aufgaben, die in nächster Zeit bewältigt werden müssen. Montbéliard hat Hilfe bei der Beschaffung von französischen Techniklehrbüchern in Aussicht gestellt. Parallel dazu will sich der Ludwigsburger Förderverein um Patenschaften für die Auszubildenden bemühen, die das Schulgeld nicht bezahlen können.

Seit 2009 unterstützt das Mörike-Gymnasium mit Spenden das Lycée Municipal, unter anderem mit einem Laptop und Fotoapparaten. Für einen direkten Austausch miteinander über das Internet fehlt noch eine Internetverbindung. Langfristig wünscht sich das Lycée Municipal außerdem einen Unterrichtsraum mit Computern.

Getreidemühlen zur Entlastung und Selbstständigkeit der Frauen

Foto: Konrad Seigfried

In den Dörfern Kiella und Sankondé wurden als Pilotvorhaben je eine Getreidemühle in Betrieb genommen. Diese Mühlen wurden komplett vom Förderkreis Burkina Faso finanziert. Sie ersparen den Dorfbewohnerinnen zeitraubendes Mahlen des Getreides per Hand oder alternativ den weiten und teuren Weg nach Kongoussi. Dadurch bleibt mehr Zeit, beispielsweise für den Warenverkauf, fürs Holzsammeln oder die Kinderbetreuung.

Heute gibt es bereits in neun Dörfern Getreidemühlen, die von Frauenkooperativen betrieben  werden. Aufgrund des erfolgreichen Starts in den Pilotdörfer wurden in weiteren sieben Dörfern Mühlenhäuser durch die Einwohner gebaut, Frauenkooperativen gebildet und moderne Getreidemühlen installiert. Hier erhielt der Förderkreis eine finanzielle Unterstützung durch den Bund.

Im Dorf Sankondé, das bereits seit Längerem eine Vorbildfunktion für die anderen Dörfer übernommen hat, gibt es eine hervorragende Organisation innerhalb der Dorfgemeinschaft. Das gegründete Mühlenkomitee, bestehend aus acht Frauen, hat einen genauen Geschäftsplan entwickelt.

Eine Startfinanzierung wurde nicht angefragt, im Gegenteil: Die mit den ersten zehn Litern Diesel erfolgten Mahlungen wurden an die Kunden verschenkt, um dauerhaft Kundenloyalität und damit Kundenbindung zu schaffen. Aufgrund des erfolgreichen Starts in den Pilotdörfer wurden in weiteren sieben Dörfern Mühlenhäuser durch die Einwohner gebaut, Frauenkooperativen gebildet und moderne Getreidemühlen installiert. Hier erhielt der Förderkreis eine finanzielle Unterstützung durch den Bund.

Engagement aus der Zivilgesellschaft

Förderkreis Burkina Faso e.V.

2008 wurde der „Förderkreis Burkina Faso e. V.“ gegründet, der die Spendenaktionen und die Durchführung der Projekte koordiniert. Zum ersten Vorsitzenden wurde Altoberbürgermeister Dr. Otfried Ulshöfer gewählt, im Juli 2012 übernahm dann Konrad Seigfried, Erster Bürgermeister der Stadt Ludwigsburg, den Vorsitz. Der Förderkreis trägt nun das komplette Engagement, wird dabei aber intensiv von der Stadt unterstützt und in deren Aktivitäten für weitere Entwicklungszusammenarbeit eingebunden.

Die Afrikaläufe Ludwigsburger Schüler, der alljährliche Verkauf fair gehandelter Mangos aus Burkina Faso, die Rest-Cent-Aktion des Personalrats (Mitarbeiter der Ludwigsburger Verwaltung verzichten auf die Cents in ihrem Gehalt zugunsten des Afrika-Projekts), Benefiz-Konzerte und Verkaufsstände auf dem Weihnachtsmarkt sind wichtige Einnahmequellen.

Auch Sie können sich an der Realisierung von Projekten in Burkina Faso beteiligen, sei es durch Spenden oder durch aktive Mitarbeit. Bitte wenden Sie sich an den Förderkreis Burkina Faso e.V. 

Kontakt und weitere Informationen

Referat Stadtentwicklung, Klima und Internationales
Wilhelmstraße 11
71638 Ludwigsburg

Lena Hörter

Teamleitung Stadtentwicklung und Internationales

  • Internationale Angelegenheiten
  • Städtepartnerschaften
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