Lehren aus der Pandemie

Jugendbürgerrat Ludwigsburg-Bergamo stellt Ergebnisse vor

Jugendliche aus Ludwigsburg und Bergamo haben die während der Corona-Pandemie in beiden Städten getroffenen Maßnahmen untersucht. Jetzt stellte dieser Jugendbürgerrat seine Ergebnisse vor. Und sparte nicht mit Kritik.

Elf Jugendliche und eine Moderatorin sitzen an einem Tisch und sprechen miteinander.
Austausch der Jugendlichen aus Ludwigsburg und Bergamo. (Foto: deutsch-italienischer Jugendbürgerrat)

Der Post-Corona Jugendbürgerrat Ludwigsburg-Bergamo hat sich Ende 2021 konstituiert. Dieser besteht aus jeweils 25 Jugendlichen in beiden Städten. Das Ziel: sich mit der Pandemie auseinanderzusetzen und dazu Fachleute zu befragen. Es galt, anhand selbst ausgewählter Themen zu untersuchen, wie die während der Pandemie ergriffenen Maßnahmen sowohl in Ludwigsburg als auch in der italienischen Stadt Bergamo gewirkt haben. Für dieses Projekt erhielten Ludwigsburg und Bergamo den mit 50.000 Euro dotierten deutsch-italienischen Preis der Präsidenten für die kommunale Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Italien.

Die Jugendlichen zwischen 16 und 27 Jahren blickten auf Krisenmanagement und Kommunikation, betrachteten die Auswirkungen auf Gesellschaft und Individuum, diskutierten über ethische und gesellschaftliche Werte. Nach einem knappen halben Jahr der Recherche stellten die Jugendbürgerräte aus beiden Städten jetzt in Ludwigsburg ihre Erkenntnisse vor. Drei Bereiche standen im Vordergrund: Kultur, mentale Gesundheit und Kommunikation.

Forderungen für drei Bereiche

So sollten die Städte die Auswirkungen auf den Kultursektor genau untersuchen, und zwar sowohl auf der Seite der Künstlerinnen und Künstler als auch auf der Publikumsseite. Auf der Grundlage dieser Untersuchung empfehlen die Jugendbürgerräte, neue kulturelle Angebote zu entwickeln und zu fördern, besonders für Jugendliche.

Die Jugendbürgerräte sind zudem der Ansicht, dass die Kompetenzen von Psychologen an Schulen, Hochschulen und Universitäten zur Normalität werden sollten. Das Thema müsse in den Schulen präsent sein und enttabuisiert werden. Sie fordern neue Möglichkeiten, um über psychische Themen zu sprechen, auch online und über soziale Medien.

Auf dem Gebiet der Kommunikation ist es Mädchen und Jungen besonders wichtig, Kompetenzen bei der Überprüfung von Nachrichten zu fördern, um so genannte Fake-News als solche zu erkennen. Staatliche Kommunikation müsse auf wissenschaftlicher Basis aufbereitet werden. Aktuelle Daten erachten sie als besonders wichtig, die nicht unter dem Vorwand des Datenschutzes zurückgehalten werden sollten. Die öffentliche Kommunikation solle nichts versprechen, was nicht gehalten werden könne.

Austausch mit Politik

Die Jugendbürgerräte hatten zudem die Chance, darüber mit der Politik zu diskutieren. Teilnehmende waren der Ludwigsburger Oberbürgermeister Dr. Matthias Knecht, Ezio Deligios, Beigeordneter für Internationale Beziehungen der Stadt Bergamo, sowie die Ludwigsburger Bundestagsabgeordneten Steffen Bilger (CDU), Sandra Detzer (Grüne) und Macit Karaahmetoglu (SPD).

„Die Jugendlichen haben uns Hausaufgaben auferlegt, die wir zu machen haben, um bei der nächsten Pandemie gewappnet zu sein. Diese Erkenntnisse sind für uns von enormer Bedeutung und setzen an zentralen Stellen an, wenn es gilt, eine solche Krise zu bewältigen“, betonte OB Dr. Matthias Knecht. „Das Projekt ist außerdem ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu unserer geplanten Städtepartnerschaft mit Bergamo. Daran arbeiten wir gemeinsam und diese möchten wir mit konkreten inhaltlichen Schwerpunkten beschließen. Der Jugendbürgerrat ist ein erstes Beispiel dafür, wie die beiden Städte in Zukunft zusammenwirken werden.“

Die Treffen der Jugendbürgerräte in Ludwigsburg wurden von einem fachkundigen Moderationsteam des Deutsch-Französischen Instituts unter der Leitung von Professor Frank Baasner begleitet. Zu diesem Team gehörten auch Wolfgang Medinger, der frühere Schulleiter des Goethe-Gymnasiums und jetzige Vorsitzende des Partnerschaftsvereins, sowie Hannah Junginger, in der Stadtverwaltung zuständig für den Jugendgemeinderat. Das Projekt wurde organisiert von Christine Süß von der Stadt Ludwigsburg, Abteilung Städtepartnerschaften und Internationale Beziehungen. (Peter Spear)

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