Infotour nach Wien

Mitglieder des Gemeinderats und der Stadtverwaltung hielten sich vergangene Woche drei Tage in der österreichischen Hauptstadt Wien auf. Die 28-köpfige Delegation erhielt wertvolle Hinweise zu Themen der Stadtentwicklung.

Die Reisegruppe vor Wohngebäuden im Bahnhofsquartier. (Foto: Stadt Ludwigsburg)

Die österreichische Hauptstadt Wien war das Ziel einer Informationsfahrt des Gemeinderats und der Stadtverwaltung. Von Donnerstag bis Samstag der vergangenen Woche war die Delegation unterwegs, um Impulse und Hinweise auf dem Gebiet der Stadtentwicklung zu erhalten. Dazu gehörten auch Informationen darüber, wie sich die Stadt Wien den Themen Klimawandel, Mobilität und Wohnen stellt. 19 Mitglieder des Gemeinderats und neun Mitarbeitende der Stadtverwaltung, darunter OB Dr. Matthias Knecht und Bürgermeister Sebastian Mannl, sammelten wertvolle Erkenntnisse auf den zum Teil mehrstündigen Touren oder Vorträgen.

„Die Stadt Wien stellt sich wie viele andere Kommunen den Herausforderungen unserer Zeit wie Wohnen, Klimawandel, Mobilität und Stadtentwicklung. Gemeinderat und Stadtverwaltung gewannen zahlreiche Erkenntnisse für unsere Fragestellungen in Ludwigsburg. Andere Maßnahmen in Wien wie jene zur Entsiegelung mit Parks waren uns wohl vertraut“, fasst OB Knecht die dreitägige Tour zusammen. „Daneben galt die Informationsfahrt auch als Chance für die neuen Mitglieder des Gemeinderats, sich gegenseitig kennenzulernen.“

Geförderter Wohnbau zentrale Komponente der Wiener Stadtpolitik

Das Thema Wohnen hat in Wien eine lange Tradition. Seit mehr als 100 Jahren ist der geförderte Wohnungsbau eine zentrale Komponente der Stadtpolitik. Bei derzeit 2,1 Millionen Menschen in der Hauptstadt verfügt die städtische Gesellschaft „Wiener Wohnen“ über 220.000 Wohnungen. Fast die Hälfte der Bevölkerung, 900.000 Menschen, leben in einer solchen Unterkunft. Die zudem sehr günstig ist: Die durchschnittliche Miethöhe beträgt 6,67 Euro pro Quadratmeter. Um den permanenten Zuwachs der gemeldeten Personen aufzufangen, kalkulieren die Verantwortlichen pro Jahr mit Neubauten mit bis zu 6.000 Wohnungen.

Im Jahr 2022 investierte die Wiener Wohnbaugesellschaft 237 Millionen Euro in Neubauten. Ihr hilft, dass Wien nicht nur Stadt, sondern auch ein Bundesland ist und daher über eine Wohnbausteuer ein Großteil der Investitionen finanzieren kann. Doch jetzt steht „Wiener Wohnen“ vor einer großen Herausforderung. Die älteren und zum Teil bis zu 100 Jahre alten Gebäude müssen renoviert werden. Zudem will die Wohnbaugesellschaft von russischem Gas auf Fernwärme und Photovoltaik wechseln. Die Geschäftsführung rechnet mit einer Investition von 1,7 Milliarden Euro in den nächsten Jahren.

Bäume und Nebelduschen gegen die Hitze

Im Wiener Stadtteil Margareten lernte die Ludwigsburger Delegation nicht nur Beispiele für geförderten Wohnungsbau kennen. Sie erfuhr auch, wie sich Wien auf den Klimawandel einstellt. Inmitten großer Wohnblöcke aus dem 19. und 20. Jahrhundert versucht Wien dem Klimawandel mit steigenden Temperaturen durch grüne Oasen zu begegnen. Parks mit Bäumen, Wiesen und Nebelduschen sollen die Hitze dämpfen, Aufenthaltsräume für Kinder, Jugendliche und Erwachsene zum Verweilen einladen.

Ein Mega-Projekt der Stadtentwicklung lernten Gemeinderat und Stadtverwaltung in der Wiener Seestadt kennen. Das ist ein neuer Stadtteil, dessen Planungen bereits 2007 begannen und an dessen Ende ein Quartier mit 30.000 Menschen und künstlich angelegtem See steht. Etwa ein Drittel des Stadtplans ist bislang verwirklicht. Ein ausgeklügeltes Konzept aus Wohnen mit Fernwärme und Photovoltaik, Nahversorgung, Anbindung an das städtische U-Bahn-Netz und Freizeitaktivitäten wird Schritt für Schritt umgesetzt.

Wohnen im neuentwickelten Bahnhofsquartier in Wien. (Foto: Matthias Knobloch)

Rund um den neuen Hauptbahnhof ist es der Stadt Wien gelungen, eine spannende Mischung aus Wohnen und Gewerbe zu entwickeln. Die Häuser wachsen hier sehr oft in die Höhe, doch auch mit einem Park und einem architektonisch spannenden Firmensitz mit eigenem Baumbestand ist es gelungen, grüne Lungen zu schaffen. Bei den Wohngebäuden sind immer wieder Tiefgaragen dabei, bei anderen Gebäuden ohne diese setzt die Stadt auf eine Mobilität, die ihren Schwerpunkt abseits des Autos eher im öffentlichen Nahverkehr findet. (Peter Spear)

Zum Seitenanfang