Individuelle Hilfen für obdachlose Familien

Menschen ohne eigene Wohnung werden von der Stadt in zwei Unterkünften betreut. Wie Sozialarbeiterin Katrin Weiß sie begleitet und welche Gründe es für Obdachlosigkeit geben kann.

Sozialarbeiterin Katrin Weiß im Spielzimmer der Obdachlosenunterkunft für Familien. (Foto: Benjamin Stollenberg)

In Ludwigsburg gibt es zwei verschiedene städtische Unterkünfte für obdachlose Menschen: Die Einrichtung in der Oststadt ist für Alleinstehende und Paare; in Eglosheim sind Familien mit Kindern, Alleinerziehende und schwangere Frauen untergebracht. Die Unterkünfte sollen jedoch keine Dauerlösung sein – das Ziel ist es, den Betroffenen wieder zu einer eigenen, passenden Wohnung zu verhelfen. Deshalb steht den Bewohner*innen in jeder Unterkunft auch eine Sozialarbeiterin zur Seite.

Der Weg in die Obdachlosigkeit kann schnell gehen. So wie bei Frau M.: Als sie die Ankündigung für die Zwangsräumung ihrer Wohnung erhielt, blieben ihre gerade einmal vier Wochen Zeit. Der Versuch, die Zwangsräumung zu verhindern, blieb erfolglos. Eine andere Wohnung oder Schlafmöglichkeit fand Frau M. in so kurzer Zeit nicht, so hatte sie keine Alternative zum Einzug in die städtische Obdachlosenunterkunft. „Es ging alles sehr schnell. Nach dem Umzug habe ich erstmal drei Tage benötigt, um überhaupt zu realisieren, was passiert ist“, erinnert sich die Frau zurück. „Ich war unvorbereitet und habe viele wichtige Sachen in der Wohnung vergessen.“

Gründe sind vielfältig

Frau M.s Schicksal ist eines von vielen: Insgesamt 300 obdachlos gewordene Menschen waren allein im Jahr 2022 in den städtischen Unterkünften untergebracht. Die Gründe für ihre Obdachlosigkeit sind sehr vielfältig, oft kommen mehrere Faktoren zusammen – wie psychische Erkrankungen, schwierige familiäre Situationen, Suchterkrankungen oder Überforderungen. Deshalb ist die Vernetzung von verschiedenen Hilfen so wichtig, um obdachlos gewordene Menschen wieder langfristig in geeigneten Wohnraum zu bringen.

Das berichtet auch Katrin Weiß, die seit zwei Jahren als Sozialarbeiterin in der Obdachlosenunterkunft für Familien tätig ist: „Jede Situation ist anders und benötigt individuelle Hilfen. Da muss ich entsprechend flexibel reagieren und jede Familie dort abholen, wo sie gerade steht.“

Als Sozialarbeiterin unterstützt Katrin Weiß die Betroffenen bei der Wohnungssuche, erstellt gemeinsam mit den Familien die Bewerbungen und geht zum Teil auch mit zum Besichtigungstermin. Neben den Beratungen hilft sie bei Behördengängen, bei der Suche nach einem Kindergartenplatz, beim Schulwechsel und wenn jemand einen Arzttermin benötigt. Dafür verfügt sie über ein gutes Netzwerk zu den entsprechenden Institutionen vor Ort. Wichtig ist der Sozialarbeiterin außerdem, dass ihre Hilfe für die Betroffenen sehr niederschwellig ist: Aus diesem Grund hat sie ihr Büro direkt in der Einrichtung und ist dort an fünf Tagen in der Woche erreichbar.

Kreativangebot für Kinder

Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit sind die Angebote für Kinder. Für sie organisiert Katrin Weiß jeden Donnerstagnachmittag ein Kreativprogramm – gemeinsam wurde zum Beispiel schon ein Hochbeet für Obst und Gemüse gebaut, es werden Ausflüge unternommen oder T-Shirts mit Batikfarben gestaltet. Für die Sozialarbeiterin auch immer wieder ein besonderer Moment. „Wenn die Kinder am Donnerstagnachmittag das Spielzimmer mit einem Lachen verlassen, dann ist das für mich ein Erfolgserlebnis.“

So unterschiedlich wie die Gründe für Obdachlosigkeit sein können, so unterschiedlich ist auch die Verweildauer in der Unterkunft: „Das können nur drei Tage sein oder auch zwei Jahre“, erzählt Katrin Weiß. Bei Frau M. hat es ein knappes Jahr gedauert, bis sie in eine neue Wohnung ziehen konnte. Oft war sie bei ihrer Wohnungssuche mit Stigmatisierung und Vorbehalten auf Seiten der Vermietenden konfrontiert. Geholfen haben ihr in dieser Zeit die Gespräche mit der Sozialarbeiterin vor Ort. Und sie konnte sich schließlich erfolgreich auf eine neue Arbeitsstelle als Integrationsmanagerin bewerben: Die Stelle gab ihr eine neue Tagesstruktur, neue Aufgaben und schließlich auch neue Hoffnung. (Karin Brühl)

Zum Seitenanfang