Graffiti ganz legal

Hier ist Sprayen erlaubt: Eine Unterführung in Eglosheim ist jetzt extra für Graffiti freigegeben. Bei der Eröffnungsveranstaltung gab es sogar Tipps für die Jugendlichen. Warum die Stadt die jungen Künstler unterstützt.

Ein Mann besprüht die Wand einer Unterführung mit bunter Farbe. Zwei Mädchen stehen daneben und sehen ihm zu. Beide haben ebenfalls Spraydosen in der Hand. Alle tragen Atemschutzmasken.
Graffiti-Profi Tim Scheu zeigt drei Eglosheimer Schülerinnen, wie man eigene Kunstwerke auf die Wand bringt. (Foto: Benjamin Stollenberg)

In Eglosheim ist die erste offizielle Graffiti-Freifläche im Ludwigsburger Stadtgebiet eingeweiht worden, organisiert von der städtischen Kinder- und Jugendförderung, den Technischen Diensten Ludwigsburg, der Hirschbergschule und der Eberhard-Ludwig-Schule. Mehrere Schülerinnen und Schüler brachten bei der Veranstaltung ihre Kunst unter Anleitung von Tim Scheu auf die Wand. Der Realschullehrer aus Tamm ist selbst Graffiti-Künstler und hat auch die Patenschaft für die neue Freifläche übernommen.

Ab sofort steht die gesamte B27-Unterführung an der Frankfurter Straße mit einer Freifläche von mehr als 120 Quadratmetern für alle zur Verfügung: Graffiti-Künstlerinnen und -Künstler sollen ganz legal extra dafür vorgesehene Orte im Stadtgebiet nutzen können. Statt wilder Schmierereien wird ihnen so die Gelegenheit gegeben, sich künstlerisch auszudrücken und mit ihrer Heimatstadt zu identifizieren.

Gute Erfahrungen mit Graffiti-Workshops

Dass das gut ankommt, weiß Arndt Jeremias, Teamleiter der städtischen Kinder- und Jugendförderung, schon: „Im Jugendcafé haben wir mit angeleiteten Graffiti-Projekten gute Erfahrungen gemacht und freuen uns, dass das jetzt auf den Stadtteil und später vielleicht auch anderswo im Stadtgebiet ausgeweitet wird“, berichtet er.

Hans-Jürgen Schroff, Leiter der Technischen Dienste, erklärt die Hintergründe. Immer wieder würden öffentliche Gebäude und Anlagen besprüht. Das würde dann zwar so schnell wie möglich entfernt, auch als eine Art Abschreckung: „Zwei Kollegen beschäftigen sich mit nichts anderem“, sagt er. „Aber allein mit repressiven Maßnahmen kommen wir da nicht weiter.“ Deshalb diese neue Möglichkeit. Und sogar für den giftigen Abfall gibt es gleich eine Lösung: Für leere Spraydosen sind an der Unterführung extra Mülleimer mit Deckel angebracht worden.

Gemeinsames Projekt verschiedener Fachbereiche

Für das Projekt haben sich diejenigen in der Stadtverwaltung zusammengetan, die bisher aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit Graffiti zu tun hatten: die Kinder- und Jugendförderung, die Technischen Dienste, der Fachbereich Sicherheit und Ordnung sowie der Fachbereich Kunst und Kultur.

Mit dem Projekt soll sich zudem die öffentliche Wahrnehmung ändern: Graffiti muss keine Schmiererei sein, sondern kann auch beeindruckende Kunstwerke hervorbringen. Gleichzeitig ist ein Ziel des Projekts, Respekt vor der Kunst anderer zu vermitteln. Auch da ist Arndt Jeremias optimistisch: „Auf der Fläche ist noch genug freier Platz. Und in der Graffiti-Szene ist Ehrensache, dass die Bilder von anderen nicht zerstört werden.“ (Clemens Flach)

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