Für Solidarität zwischen Menschen aller Religionen
Mit dem Dialog der Religionen ist Ludwigsburg ein Vorreiter
Seit 20 Jahren gibt es in Ludwigsburg nun schon die Planungsgruppe „Dialog der Religionen“. Wie sie damals entstanden ist, welche Ziele sie verfolgt und was erreicht wurde.
Vor 20 Jahren, nach den Anschlägen des 11. Septembers 2001 auf das World-Trade-Center in New York, wurde der Dialog der Religionen in Ludwigsburg ins Leben gerufen. Mit einem ersten gemeinsamen Friedensgebet auf dem Weihnachtsmarkt setzten die Ludwigsburger Religionsgemeinschaften damals ein Zeichen für ein friedliches Zusammenleben. Bei einem Online-Pressegespräch warfen Vertreterinnen und Vertreter der Stadtverwaltung sowie der verschiedenen Religionsgemeinschaften jetzt einen Blick zurück auf die vergangenen 20 Jahre, gaben eine Einordnung des Erreichten und thematisierten die aktuelle Situation.
Damals wie heute wollen die Vertreterinnen und Vertreter der Ludwigsburger Religionsgemeinschaften zeigen, dass Solidarität zwischen den Menschen aller Religionen ein hohes Gut ist, das den sozialen Zusammenhalt stärkt und ein friedliches Zusammenleben ermöglicht. In der Planungsgruppe zum Dialog der Religionen sind viele religiöse Gemeinschaften der Stadt vertreten: zwei Moscheegemeinden, Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, die Alevitische Gemeinde, die Buddhistische Gemeinde Soka Gakkai, Vertreter des Hinduismus, die Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs, Vertreter des Integrationsrats, die Notfallseelsorge des Landkreises sowie die Evangelische Hochschule. Koordiniert wird die Planungsgruppe von der Integrationsbeauftragten der Stadt, Anne Kathrin Müller.
Idee hat Früchte getragen
„Mit dem Dialog der Religionen haben wir hier in Ludwigsburg einen wahren Schatz“, betonte Erste Bürgermeisterin Renate Schmetz. „Wir können sehr stolz darauf sein, welche Früchte die ursprüngliche Idee getragen hat. Ludwigsburg ist damit ein Vorbild für andere Kommunen.“
Die teilnehmenden Vertreterinnen und Vertreter der Religionsgemeinschaften teilten diese positive Einschätzung. „Ludwigsburg war modellgebend“, meinte beispielsweise Barbara Traub von der Israelitischen Religionsgemeinschaft. Und Subramaniya Suresh, Vertreter der Hindus, ergänzte: „Hier geschieht etwas Außergewöhnliches.“ Selbst im Ausland stoße er auf großes Interesse und auf Bewunderung, wenn er vom Miteinander und den gemeinsamen Aktivitäten der verschiedenen Religionsgemeinschaften in Ludwigsburg berichte. Hüseyin Cam von der Alevitischen Gemeinde ist eines der Gründungsmitglieder des Dialogs der Religionen: „Ich bin sehr froh, dass die Planungsgruppe damals zustande gekommen ist und wir seit 20 Jahren diese Gemeinschaft erleben dürfen.“
Vorbild für andere Kommunen
Als eine der ersten Kommunen in Baden-Württemberg hat Ludwigsburg den Dialog der Religionen mit aktiver Einbindung der Stadtverwaltung aufgebaut. Gemeinsame Ziele, Wertvorstellungen und die Grundsätze der Zusammenarbeit wurden 2009 in der Erklärung der Religionsgemeinschaften „Suchet der Stadt Bestes“ festgelegt. Auch hier war Ludwigsburg ein Vorreiter in Baden-Württemberg.
Seit 20 Jahren treffen sich nun Ehrenamtliche und Hauptamtliche, um in Ludwigsburg den Dialog der Religionen zu pflegen. Das tun sie in den eigenen Gemeinden und Institutionen wie an der Evangelischen Hochschule und in der Notfallseelsorge. Das tun sie auch bei Veranstaltungen, die es möglich machen, anderen Religionen zu begegnen, sie erfahrbar zu machen und mit Menschen anderer Religionen in einen Austausch zu kommen, zum Beispiel bei der interreligiösen Dialogtour mit dem Bus zu den Ludwigsburger Glaubensgemeinschaften.
In diesem Jahr setzte die Planungsgruppe im Juni ein interreligiöses Solidaritätszeichen auf dem Marktplatz. Religiöse Beiträge aus den unterschiedlichen Gemeinden (alevitische, buddhistische, christliche, hinduistische, jüdische, muslimische) thematisierten die Aspekte Zusammenhalt und Solidarität in Krisenzeiten: Das Solidaritätszeichen galt allen von der Corona-Pandemie Betroffenen, den Verstorbenen, Erkrankten sowie den Mitarbeitenden im Gesundheitswesen.
Solidarität mit den Flutopfern
Zum 20-jährigen Bestehen hatten die verschiedenen Religionsgemeinschaften außerdem zu Spenden für die Opfer der Flutkatastrophe im Ahrtal aufgerufen. So konnten Vertreterinnen und Vertreter der Religionsgemeinschaften und Erste Bürgermeisterin Renate Schmetz eine Spende in Höhe von 2.500 Euro an die „Flutopferhilfe aus’m Ländle“ übergeben – auch das ein Zeichen der Solidarität.
„Seit 20 Jahren steht der Dialog der Religionen nun schon für ein weltoffenes Ludwigsburg, für ein friedliches und solidarisches Zusammenleben sowie für den Austausch verschiedener Religionen und Weltanschauungen“, erklärte Renate Schmetz. „Ich bedanke mich bei allen Beteiligten für das große Engagement, das überwiegend ehrenamtlich erfolgt. Gerade in den jetzigen Zeiten zeigt sich der Wert einer Stadtgesellschaft, die zusammensteht und zusammenhält.“ (Karin Brühl)