SDG15: Leben an Land
Worum geht's?
Ein wesentliches Thema des SDG 15 ist die Biodiversität. Darunter versteht man die überwältigende Vielfalt des Lebens auf der Erde: Tier- und Pflanzenarten, ihre vielfältigen Lebensräume, die Verschiedenheit der einzelnen Individuen sowie die große Bandbreite an unterschiedlichen Beziehungen zwischen Lebewesen untereinander und mit ihrer Umwelt.
Die Biodiversität ist nicht nur unglaublich schön und faszinierend, sie ist auch wichtig für uns Menschen, und sie ist bedroht. Ein Grund dafür ist die Schädigung und teilweise Zerstörung ganzer Ökosysteme wie Wälder, Feuchtgebiete oder Gebirge. Ökosysteme zeichnen sich durch ein Zusammenspiel von zahlreichen Organismen aus und reagieren teilweise sehr sensibel auf Veränderungen.
Funktionierende Ökosysteme sind die Basis zur Erfüllung zahlreicher grundlegender Bedürfnisse der Menschen, so zum Beispiel der Zugang zu sauberem Wasser oder fruchtbarer Boden zum Anbau von Lebensmitteln. Werden Ökosysteme zerstört bzw. nicht auf eine nachhaltige Art und Weise genutzt, sterben nicht einfach „nur“ Tier- und Pflanzenarten aus, sondern ihre Funktionen gehen verloren. Es fehlen uns damit sogenannte Ökosystemleistungen und unsere Lebensgrundlagen sind gefährdet.
Dass die Lage dramatisch ist, zeigen zahlreiche Studien. Sie berichten von einer katastrophalen Entwicklung. Das Aussterben von Tier und Pflanzenarten etwa verläuft aktuell etwa hundertmal schneller als im Durchschnitt während der letzten zehn Millionen Jahre. Drei Viertel der bestehenden Landflächen wurden bereits durch den Menschen verändert, fast ein Viertel ökologisch heruntergewirtschaftet und unnutzbar gemacht. Durch den Verlust von Bestäuberinsekten ist die Nahrungsmittelproduktion im Wert von bis zu 570 Milliarden Dollar pro Jahr bedroht, die Lebensgrundlage von bis zu 300 Millionen Menschen ist durch die Zerstörung von Küstengebieten wie Mangrovenwäldern gefährdet.
Das SDG im Wortlaut
"Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodendegradation beenden und umkehren und dem Verlust der biologischen Vielfalt ein Ende setzen"
15.1 Landökosysteme schützen
Bis 2020 im Einklang mit den Verpflichtungen aus internationalen Übereinkünften die Erhaltung, Wiederherstellung und nachhaltige Nutzung der Land- und Binnensüßwasser-Ökosysteme und ihrer Dienstleistungen, insbesondere der Wälder, der Feuchtgebiete, der Berge und der Trockengebiete, gewährleisten
15.2 Gesunde Wälder
Bis 2020 die nachhaltige Bewirtschaftung aller Waldarten fördern, die Entwaldung beenden, geschädigte Wälder wiederherstellen und die Aufforstung und Wiederaufforstung weltweit beträchtlich erhöhen
15.3 Wüstenbildung bekämpfen
Bis 2030 die Wüstenbildung bekämpfen, die geschädigten Flächen und Böden einschließlich der von Wüstenbildung, Dürre und Überschwemmungen betroffenen Flächen sanieren und eine bodendegradationsneutrale Welt anstreben
15.4 Bergökosysteme erhalten
Bis 2030 die Erhaltung der Bergökosysteme einschließlich ihrer biologischen Vielfalt sicherstellen, um ihre Fähigkeit zur Erbringung wesentlichen Nutzens für die nachhaltige Entwicklung zu stärken
15.5 Biologische Vielfalt bewahren
Umgehende und bedeutende Maßnahmen ergreifen, um die Verschlechterung der natürlichen Lebensräume zu verringern, dem Verlust der biologischen Vielfalt ein Ende zu setzen und bis 2020 die bedrohten Arten zu schützen und ihr Aussterben zu verhindern
15.6 Zugang zu genetischen Ressourcen
Die ausgewogene und gerechte Aufteilung der sich aus der Nutzung der genetischen Ressourcen ergebenden Vorteile und den angemessenen Zugang zu diesen Ressourcen fördern, wie auf internationaler Ebene vereinbart
15.7 Wilderei beenden
Dringend Maßnahmen ergreifen, um der Wilderei und dem Handel mit geschützten Pflanzen- und Tierarten ein Ende zu setzen und dem Problem des Angebots illegaler Produkte aus wildlebenden Pflanzen und Tieren und der Nachfrage danach zu begegnen
15.8 Invasion fremder Arten verhindern
Bis 2020 Maßnahmen einführen, um das Einbringen invasiver gebietsfremder Arten zu verhindern, ihre Auswirkungen auf die Land- und Wasserökosysteme deutlich zu reduzieren und die prioritären Arten zu kontrollieren oder zu beseitigen
15.9 Ökonomische Kennzahlen nutzen
Bis 2020 Ökosystem- und Biodiversitätswerte in die nationalen und lokalen Planungen, Entwicklungsprozesse, Armutsbekämpfungsstrategien und Gesamtrechnungssysteme einbeziehen
15.a Biodiversität finanzielle fördern
Finanzielle Mittel aus allen Quellen für die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt und der Ökosysteme aufbringen und deutlich erhöhen
15.b Finanzierung nachhaltiger Waldwirtschaft
Erhebliche Mittel aus allen Quellen und auf allen Ebenen für die Finanzierung einer nachhaltigen Bewirtschaftung der Wälder aufbringen und den Entwicklungsländern geeignete Anreize für den vermehrten Einsatz dieser Bewirtschaftungsform bieten, namentlich zum Zweck der Walderhaltung und Wiederaufforstung
15.c Wildereibekämpfung unterstützen
Die weltweite Unterstützung von Maßnahmen zur Bekämpfung der Wilderei und des Handels mit geschützten Arten verstärken, unter anderem durch die Stärkung der Fähigkeit lokaler Gemeinwesen, Möglichkeiten einer nachhaltigen Existenzsicherung zu nutzen
Nachhaltig leben
- Schützen Sie die kleinen Ökosysteme im Garten oder auf dem Balkon: lassen Sie Unkraut zu, mähen Sie die Wiese etwas später, lassen Sie Totholz, verdorrte und abgestorbene Bäume, Sträucher und Blütenstände liegen.
- Lernen Sie die einheimischen Pflanzen und Tiere kennen, welche Vögel und Käfer hören oder sehen Sie jeden Tag? Nutzen Sie Bestimmungsbücher aus der Bibliothek oder eine von zahlreichen Apps.
- Kaufen Sie Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft für mehr Boden- und Artenschutz.
- Legen Sie in Ihrem Garten eine kleine Bienenweide an, zum Beispiel mit hübsch blühenden und duftenden Stauden, Kräutern und Wildblumen.
- Nutzen Sie die Informationen und Angebote im Casa Mellifera.
Beispiele aus Ludwigsburg
NaturInfoZentrum CASA MELLIFERA
Das NaturInfoZentrum CASA MELLIFERA am Hungerberg bietet eine Vielzahl an Aktionstagen, Kursen und Vorträgen zu Natur- und Artenschutz an. Durch die Kooperation mit dem Imkerverein Ludwigsburg e.V., der Stadt Ludwigsburg, der Hochschule für Technik Stuttgart und der Ludwigsburger Energieagentur wurde ein Zentrum für Bildung für nachhaltige Entwicklung geschaffen. Die öffentliche Einrichtung bietet Raum für Imkerschulungen und Veranstaltungen zur Bildung für nachhaltige Entwicklung.
Neckarbiotop Zugwiesen
Biotope im Allgemeinen sind abgrenzbare Lebensräume wie Flüsse, Wiesen und Wälder. In einem Biotop herrscht meist eine hohe Biodiversität (Artenvielfalt). Da diese gestärkt werden soll, bemüht sich die Stadt Ludwigsburg die Anzahl der Biotope im Stadtgebiet weiter zu vergrößern. Im Rahmen des Großprojekts "Neckarbiotop Zugwiesen" wurde auf rund 17 Hektar Fläche eine Auenlandschaft mit vielfältigen Lebensräumen für Pflanzen und Tiere geschaffen, so wie sie vor Jahrzehnten am Neckar typisch war und inzwischen kaum noch zu finden ist.
Grüne Nachbarschaft
Gemeinsames Ziel der Grünen Nachbarn ist es - über die Gemarkungsgrenzen hinweg - ökologisch wertvolle Bereiche zu sichern und zu ergänzen, bäuerliche Betriebe und die regional typische Kulturlandschaft zu erhalten und siedlungsnahe Erholungsmöglichkeiten aufzuwerten und neu zu schaffen. Im interkommunalen Zusammenschluss entstanden rund 120 gemeinsame Projekte zur Aufwertung der Natur und Landschaft sowie Naherholungsmöglichkeiten für die Bevölkerung.
Amphibienschutz
Die Amphibien stellen eine der am meisten bedrohten Tierarten in Baden-Württemberg dar. Sie sind alle geschützt und die meisten stehen sogar auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten. Auf der Gemarkung der Stadt Ludwigsburg wird im Frühjahr mit Warnschildern auf die Amphibienwanderung und die nachtaktiven Tiere aufmerksam gemacht. Dort wo möglich, werden auch Straßenabschnitte für den Autoverkehr in den Abend- und Nachtstunden gesperrt. Das Agendabüro organisiert das bürgerschaftliche Engagement beim Amphibienschutz in Ludwigsburg.
100 Bienenweiden für Ludwigsburg
Im Rahmen der kommunalen Klimapartnerschaft zwischen Ludwigsburg und Ambato und auf Initiative des Honorarkonsulats der Republik Ecuador entstand das Projekt „1.000 Bäume für Ambato, 100 Bienenweiden für Ludwigsburg. Ein breites Netzwerk aus Schülerinnen und Schülern, Bürgerinnen und Bürgern, Imkern, Honorarkonsulat, Stadtverwaltung, NABU und Blühendem Barock unterstützt Privatpersonen, Firmen und andere Interessierte beim Anlegen einer Bienen- und Insektenfreundlichen Grünfläche im eigenen Garten.