Grit Poppe: "Verraten"
Erinnerungen an ein Land, das es nicht mehr gibt
Ost-Berlin 1986: Nach dem Tod seiner Mutter sperrt man Sebastian in ein Heim, das einem Gefängnis gleicht. Ausgerechnet sein Vater, der die Familie vor Jahren verlassen hat, holt ihn dort raus. Doch irgendetwas stimmt nicht mit ihm. Als plötzlich ein Mann in Sebastians Schule auftaucht, erfährt er: Sein Vater ist ein Staatsfeind und der Fremde ein Mitarbeiter der Stasi. Der will, dass Sebastian für ihn arbeitet, dem bleibt keine Wahl, entweder er bespitzelt seinen Vater oder er riskiert, dass die Stasi auch ihn in die Mangel nimmt...
Am 9. November 2024 hat sich der Mauerfall zum 35. Mal gejährt. Jenen Tag 1989 hatte Willy Brandt mit dem berühmten Satz kommentiert: „Es wächst zusammen, was zusammengehört.“ Sechs Autorinnen und Autoren geben nicht nur Einblicke in das Leben der DDR von damals, sondern schildern ebenso, welche Hoffnungen und Herausforderungen mit der Wiedervereinigung verbunden waren. Es sind sehr persönliche Geschichten, die im Rückblick - aus der jeweils individuellen Perspektive – erzählen, wie der Alltag in diesem sozialistischen Staat und die bewegenden Umbrüche der Wendezeit erlebt wurden. Ebenso wird geschildert, wie die Menschen heute auf ihr „verschwundenes“ Land blicken, das viele geprägt hat und bis heute nachwirkt. Diese Romanreihe eröffnet einen literarischen Erinnerungsraum, der die Viel-falt der Erfahrungen und auch die Nachwirkungen dieser historischen Zeitenwende lebendig macht.