Raumwelten 2021
Die Rolle des Zufalls in Architektur, Szenografie und Medien
Ein dreitägiges Konferenzprogramm im Kunstzentrum Karlskaserne und online sowie in der VRBank Ludwigsburg, 30 Speaker vor Ort und 17 virtuell zugeschaltet – das hybride Raumwelten 2021 – Plattform für Szenografie, Architektur und Medien fand wieder statt! Die kuratierten „Tische“, Opening, Special Lecture, Keynotes und weitere Talks mit diversen Q&As, der Live Stream sowie digitale und analoge Workshops boten den Teilnehmenden ein abwechslungsreiches Programm sowie Networking vor Ort, auf online.raum-welten.com und im Raumwelten VR Hub.
Seit 16.11.2021 wurde die Raumwelten-Webseite inklusive www.online.raum-welten.com insgesamt über 10.000 Mal aufgerufen. Die Simultan-Übersetzung des Live Streams ins Englische ermöglichte auch internationalen Besucher*innen die Teilnahme. Über 16 Prozent des Publikums online stammten aus dem Ausland.
Raumwelten Konferenz
Raumwelten 2021 diskutierte die Rolle des Zufalls in Architektur, Szenografie und Medien. Die Panels wurden in diesem Jahr „Tische“ genannt. Die Speaker des von Tobias Wallisser (L.A.V.A. – Laboratory for Visionary Architecture) kuratierten Tisches befassten sich mit dem „Zufall als (digitale) Entwurfsstrategie“, Janina Poeschs und Sabine Marinescus (PLOT) Tisch erörterte den Menschen „als Zufallsgenerator von inszenierten Räumen“, die Speaker des von Charlotte Tamschick (TAMSCHICK Media+Space) kuratierten Tisches stellten „Möglichkeitsräume und immaterielle Zufallsräume“ vor und Jean-Louis Vidière Ésèpe (freier Szenograf und Konzeptor) gab in seinem Interlude zusammen mit Prof. Dr. Jens Junge „Formaten für sinnvolle Zufälle“ Raum.
Beim Opening „Zufall und Strategie“ gingen Stephan Trüby (Leiter des Instituts für Grundlagen moderner Architektur und Entwerfen (IGmA) der Universität Stuttgart) und Tobias Wallisser im Gespräch mit Wolf dPrix (COOP HIMMELB(L)AU) der Frage nach, welche Rolle der Zufall und das Unplanbare, aber auch der Plan und das Kalkül in der scheinbar unvorhersehbaren Karriere von Wolf dPrix gespielt hat. In dem kontroversen Gespräch ging es auch um die Frage der politischen Verantwortung von Architekten, wenn sie z. B. in autokratischen Staaten bauen. In der Special Lecture „Der Zufall und die Stadtgesellschaft – wie kommen sie zusammen?“ erörterten Jochen Becker (Kurator & Kritiker, metroZones & station urbaner kulturen/nGbK), Pelin Tan (Kunsthistorikerin und Soziologin, Batman Universität, Türkei) und Heidi Pretterhofer (Architektin und Mitglied des Kuratoriums der IBA‘27 der Stadtregion Stuttgart, Wien), wie wichtig der Zufall für eine heterogene Stadtgesellschaft ist und wie sich Migration auf den öffentlichen Raum auswirkt.
In der Keynote „Mariënbad, Rekonstruktion eines Konstrukts“ stellte Mats Dekock (WERKTANK, Brüssel) die drei Installationen von „Reconstructing Mariënbad“ vor, die vom Filmklassiker „L’Année Dernière à Marienbad“ (Alain Resnais, 1961) inspiriert und zeitgleich in einer Ausstellung gezeigt wurden. „Auf den Spuren des Zufalls“ befand sich Dr. Birgit Möckel (Kunsthistorikerin, Kuratorin, Willms Neuhaus Stiftung, Berlin) mit ihrer Keynote, in der sie historische Zufallsstrategien in Kunst und Wissenschaft vorstellte. Am Beispiel der transdisziplinären Bühnen- und 3D-Audioperformance ARCHIPEL thematisierten in der Sound Lecture „Räumlich Komponieren“ die Komponistin Brigitta Muntendorf und Ralf Zuleeg (d&b audio) die Erforschung von Klang als räumliche Entität.
Raumwelten Digital, New Business und Workshops
Raumwelten Digital fand zum ersten Mal als rein virtuelle Veranstaltung im Raumwelten VR Hub statt. In der schwebenden „Lichtwolke“ präsentierten junge Unternehmen, Initiativen und Hochschulen neue Projekte im Kontext von Architektur und Szenografie, digitalen und immersiven Medien. Thematisch fokussierten sich die Vorträge um kulturelle Teilhabe im digitalen virtuellen Raum. Mit freundlicher Unterstützung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.
In Raumwelten New Business, der Pitching- und Networking-Plattform von Raumwelten, stellten zwei Keynotes der Hochschule der Medien (mit Prof. Dr. Nils Högsdal) und Sicos BW (Dr. Andreas Wierse) ihre Angebote für Start-Ups und Unternehmen vor. Anschließend präsentierten sieben ausgesuchte Unternehmen ihre innovativen Projekte für digitale und analoge Räume; in vorgeplanten digitalen Oneto-One Meetings konnten sich diese Unternehmen und Institutionen mit weiteren Interessenten vernetzen und über konkrete Partnerschaften sprechen. Bei den Mini-Workshops „ABC der Szenografie“ wurden Lösungsansätze für Szenografie und Kommunikation im Raum vorgestellt. Auf einen „Szenografischen Spaziergang“ an der frischen Luft lud der Szenograf Sven Klomp ein.
Raumwelten Public – Familientag, Ausstellungen und Kinoprogramm
Am Familientag konnten Vorschulkinder und Grundschüler*innen kostenlose Workshops besuchen und das Best of Tricks for Kids Filmprogramm mit den schönsten animierten Kurzfilmen für Kinder des diesjährigen Internationalen Trickfilm-Festival Stuttgart (ITFS) bestaunen.
In der Karlskaserne luden noch bis 21.11.2021 zwei kostenlose Ausstellungen dazu ein, sich mit dem Thema Kommunikation im Raum zu beschäftigen. Die drei Installationen von „Reconstructing Mariënbad“ von Mats Dekock wurde inspiriert vom Filmklassiker „L’Année Dernière à Marienbad“ (Alain Resnais, 1961) und ist Teil der Ausstellung „24 Räume pro Sekunde“, die in der Architekturgalerie am Weißenhof in Stuttgart zu sehen war.
Eine Premiere feierte „Creative Pathways – After Beckett": Studierende fünf namhafter Kunsthochschulen in Irland und Deutschland präsentierten insgesamt fünf Installationen und Performances, die sich assoziativ und spielerisch mit dem komplexen Werk von Samuel Beckett auseinandersetzen. Auch der irische Botschafter in Deutschland, Dr. Nicholas O’Brien, sowie weitere politische Vertreter*innen waren zu Gast.
Das diesjährige Raumwelten Kino-Programm zeigte fünf Filme und Filmprogramme und war so vielschichtig und unterschiedlich wie die Themen, die Raumwelten anspricht, wenn es darum geht, in welchen Räumen wir in Zukunft leben wollen und welche Rolle dabei die (zufällige) Begegnung zwischen Menschen spielt. Im Zentrum gab es die einzigartige Möglichkeit, die Filme des Süddeutschen Rundfunks von Literatur-Nobelpreisträger Samuel Beckett auf großer Leinwand zu sehen, mit „Letztes Jahr in Marienbad“ einem weiteren Filmklassiker, mit „BIG Time“ den Dokumentarfilm über den dänischen Stararchitekt Bjarke Ingels sowie mit „Holding Positions“ das Langfilmdebüt von Laura Mahlberg, einer Absolventin der Merz Akademie Stuttgart. Präsentiert von der VR-Bank Ludwigsburg, in Zusammenarbeit mit Central-Union Filmtheater und NaturVision Filmfestival.
Mehr Infos zu Raumwelten www.raum-welten.com